Die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens – Das große Mysterium der letzten Jahre. Was meint mein Arbeitgeber damit, unser Unternehmen zukunftsfähig zu machen? Meint er es ehrlich? Plant er die Zukunft mit mir, oder plant er nur seine eigene?

Sollen wir uns als Betriebsrat da einmischen, oder ist die Aufgabe zu schwierig? Lassen wir den Arbeitgeber doch mal machen. Mal schauen, was herauskommt.

Moment mal?!

Stellen sich die Frage nach der Zukunft des Unternehmens nicht auch unsere Kolleginnen und Kollegen. Und waren es nicht diese Kolleginnen und Kollegen, die uns mit ihrer Wahl in das Amt des Betriebsrates schon die Aufgabe gegeben haben, uns um die Zukunft zu kümmern? Wir haben die Pflicht, uns darum zu kümmern. Nicht nur aus rechtlicher Sicht, sondern auch aus unserer Erfahrung heraus.

Ich habe in meiner Betriebsratszeit einige „Neustrukturierungen“ miterlebt. Sie sind samt und sonders nicht gut für die Kolleginnen und Kollegen ausgegangen. Auch jetzt besteht die Gefahr, dass der Arbeitgeber die Zukunft unseres Unternehmens ganz anders sieht, als wir. Meint er mit der weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit nur die Arbeit auf Zuruf? Du kommst zur Arbeit, wenn ich dich brauche und verschwindest, wenn du deine Schuldigkeit getan hast! Oder meint er ein Heer aus Freiberuflern, heute als Freelancer bekannt? Sie werden dann rekrutiert, wenn ein Projekt ansteht und rechnen ihre aufgewendete Arbeitszeit dann mit dem Arbeitgeber ab. Das erinnert mich an die 90er Jahre, als Spediteure ihre Fahrzeuge an die Fahrer verkauften und sie als selbstständige Unternehmer in die Armut gehen ließen. Nur wenige von ihnen hatten am Ende des Monats das Geld für die Krankenversicherung verdient, geschweige denn für den Lebensunterhalt oder die Rente. Oder will der Arbeitgeber die täglich anfallenden Arbeiten mit Crowdworkern bewältigen? Die digitalen Tagelöhner, die wir als Aushilfen oder Fremdbeschäftigte immer schon versuchten, in ein festes, „ordentliches“ Arbeitsverhältnis zu bringen?

Schlicht weg – ich weiß es nicht!!

Die Zukunft der Arbeit ist ein zu wichtiges Thema, um es allein dem Arbeitgeber zu überlassen! Wir als Betriebsräte sind dafür verantwortlich, dass es in Zukunft attraktive Arbeitsplätze mit einer angenehmen sozialen Atmosphäre und auskömmlicher Bezahlung gibt! Wie diese Arbeit aussieht, ob sie in den Büros der Vergangenheit stattfindet, Zuhause oder an Co Working Places weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist es auch nicht wichtig. Für mich ist es wichtiger eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die dem Grundsatz der Arbeit entspricht. Arbeit soll eher befriedigend sein, als eine Qual. Und sie soll mich und meine Familie ernähren können.

Meine Sichtweise auf die Dinge ist sicherlich nicht allgemeinverbindlich. Aber sie soll dich zum Mitdenken und Umdenken ermutigen. Als Betriebsrat haben wir alle Möglichkeiten uns einzumischen. Wir sollten es auch tun!

Die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, sind die Alten. Sie stammen noch aus der vordigitalen Zeit. Trotzdem sind sie nach wie vor sehr wirksam. Ob die qualifizierte Mitbestimmung aus dem §87 BertVG oder die alte Strategie „haust du meine Tante, hau ich deine Tante“. Eine Taktik, die richtig angewendet, eine große Wirkung erzielen kann.

Ich lade Euch ein!

Lasst uns gemeinsam über die Chancen und Risiken der neuen digitalen Welt diskutieren. Ich habe eine Menge Ideen zusammengetragen, die ich Euch gerne vorstellen möchte. Hier nur einige Punkte, damit es spannend bleibt!!

  • Was stellen wir uns unter einem zukunftsfähigen Unternehmen vor?
  • Wie sollten die Arbeitsverhältnisse der Zukunft aussehen?
  • Wie behalten wir die Mitbestimmung der Arbeitsverhältnisse der Zukunft?
  • Wie sehen Betriebsvereinbarungen zukünftig aus?
    • zu digitalen Zeiterfassungssystemen
    • zum Datenschutz
    • zu Arbeitszeiten
  • Wie können wir unsere Betriebsratsarbeit an die veränderten Arbeitsbedingungen anpassen?

Ich freue mich auf Euch!

Mit freundlichem Gruß

Rüdiger Kösling
Agentur Consilium